Die 70er Jahre – Ein Lebensgefühl in orange, Themenblock 2: Technik

Autos

Erinnern Sie sich an den Opel Rekord, Ascona, Manta oder Kadett, den Audi 50, 80 oder 100, den VW Käfer, Polo, Golf, Passat oder Scirocco? Welche Autos kamen in den 70ern wann auf den Markt und welche davon wurden Klassiker? Auf dieser Infotafel finden Sie die Antwort - und vielleicht auch Ihr altes Auto. Zur persönlichen Sonderausstattung gehörten Fuchsschwanz, umhäkelte Toilettenrolle und Wackel-Dackel. Der wird immer noch in Deutschland hergestellt.
Deutsche Marken waren beliebt, doch die Japaner drängten auf den europäischen Automarkt. Ihre Autos waren mit weniger aufwändiger Technik bestückt und muteten oft etwas altmodisch an, aber billiger als vergleichbare deutsche Autos und boten viele „Extras“ serienmäßig. Um das Servicenetz zu verbessern, wurden viele neue Toyota- und Nissan-Verkaufsstellen eröffnet. Während die USA mit neuen Handelsschranken reagierten, bauten die Europäer Autos mit höherer Motorleistung. Also irgendwie wie heute.

Verkehr
Vieles aus den 70ern ist heute selbstverständlich, wie das Intercity-System der Bahn, die Gurtpflicht, verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen, der Mangel an Radwegen in den Städten. Für andere Erfindungen war die Zeit noch nicht reif: die Magnetschwebebahn, abgasfreie Elektromobile, wasserstoffbetriebene Autos, Katalysatoren für Benzinmotoren, Airbags und das Tempolimit auf Autobahnen.
In den 70ern setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Auto zu einem erheblichen Teil an der Schädigung der Umwelt Schuld trägt. Das in den 60er Jahren entworfene Konzept der „autogerechten“ Stadt führte zu Lärm- und Abgasbelastung, einer erhöhten Unfallgefahr und zugeparkten Bürgersteigen. Als Lösung der Verkehrsprobleme wurden immer mehr Straßen gebaut.
1973 sorgte die Ölkrise mit Benzinpreiserhöhungen, Sonntagsfahrverboten und Tempolimit auf Landstraßen und Autobahnen für Umsatzeinbußen in der Autoindustrie. Doch das Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen wich der unverbindlichen Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, ein Erfolg der ADAC-Kampagne „Freie Fahrt für freie Bürger“.
Bundesbahn und öffentliche Nahverkehrsbetriebe fristeten ein karges Dasein. Die Straßenbahn verschwand aus den Städten. Trotz Zweirad-Boom scheitert ein massenhaftes Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad nicht zuletzt am Mangel an Radwegen.

Telefon
Telefonieren in den 70ern – zu einer Zeit also, als der Hörer noch „am Telefon festgebunden“ war! Anfangs nur in kieselgrau, gab es den „Fernsprechtischapparat FeTAp 61“ nun auch ockergelb, lachsrot, hellrotorange und farngrün, bis 1976 aber nur mit Wählscheibe. Telefonregister gab es farblich passend dazu. Das alles stand im Hausflur, auf dem Telefonbänkchen.
1972 war der Selbstwählferndienst ausgebaut. Nun konnte man - durch technische Fehler - manchmal Gespräche anderer Leute verfolgen (oder sogar daran teilnehmen). Wenn es dann mal schellte, schreckte man auf: Es war ja wahrscheinlich wirklich etwas Wichtiges! Man konnte noch nicht sehen, wer anruft und meldete sich mit Vor- und Nachnamen. Wer es nicht rechtzeitig zum Telefon geschafft hatte, musste warten, bis sich der Anrufer wieder meldete...
1974–1980 konnte man mit dem Mondscheintarif zwischen 21.00 und 8.00 Uhr verbilligt telefonieren. Dann waren ganze Ortsnetze über längere Zeit nicht erreichbar. Ende der 70er führte der durchschnittliche Westbürger 250 Telefongespräche jährlich. Man bekam mehr als hundert Tage im Jahr keinen Anruf!
Erinnern Sie sich an den Geruch von Telefonhäuschen? In den 70ern gehörten sie zum Stadtbild. Rund 160.000 Telefonzellen gab es in der Bundesrepublik, die gelben Kunststoffhäuschen ab 1978. Eine Gesprächseinheit kostete 20 Pfennig. 1973 meldete Motorola den ersten Prototyp eines Mobiltelefons zum Patent an. Es wog 1,2 Kilo.

Fernsehen
Die Preise für Farbfernseher sanken und das Angebot an Sendungen stieg. Die Tragbaren durften ruhig bunt sein, doch das „Gute Stück“ im Wohnzimmer kam in dunklem Holz daher. Philips und Grundig brachten 1971 für Heimvideorekorder das Format VCR heraus, 1979 das Video 2000. 1976 kam VHS von JVC, 1978 Betamax von Sony.

Musik-Technik
Bei Stereoanlagen waren flache, breite Kompaktanlagen mit einer Abdeckhaube aus Acrylglas beliebt. Daneben gab es Türme aus Einzelkomponenten. Sie enthielten Plattenspieler, Rundfunkempfänger, Kassettendeck, Verstärker, evtl. Tonbandgerät und natürlich Lautsprecher. Sie waren teuer, daher ein Statussymbol.
Anfang der 70er nahm die Anzahl der verkauften Tonbandgeräte ab, Kassettengeräte mit Audiokassetten eroberten den Markt. Es gab Musikcassetten mit Aufnahmefunktion und Rekorder mit zwei Kassettenlaufwerken.
Erinnern Sie sich an die Hits von ABBA, Boney M., Smokie und Village People? Oder mehr an Bernd Clüver, Christian Anders und Dschinghis Khan? Vielleicht gar an „Ich wünsch‘ mir ‚ne kleine Miezekatze“?

Computer
Steve Jobs und Steve Wozniak gründeten 1976 die Firma Apple. Der Apple I gilt als erster Personal Computer der Welt, gefolgt 1977 vom Commodore PET, Tandy TRS-80 Model 1 und dem Apple II, der als Erster mit Tastatur und Bildschirm ausgestattet war. Der Commodore PET 2001 hatte eine eingebaute Datassette, CPU (8 Bit, Takt: 1 MHz), 8 KiB SRAM und einen Anschluss für Diskettenlaufwerke und Drucker. Eine Datasette war ein Bandlaufwerk, um Computerdaten auf normalen Kompaktkassetten zu speichern. Auf einer Kassette mit 30 Minuten konnten rund 100 kByte gespeichert werden. 1970 wurde die Computermaus patentiert.

Sätze, die man heute nicht mehr hört:
„Hast Du mal zwanzig Pfennig? Ich muss telefonieren.“
„Ich leg mal eben den Hörer ab.“
„Die Kassette hat Bandsalat.“
„Das Lied ist doof, spul mal vor.“
„Das Lied ist nicht ganz draufgegangen.“ (Die Kassette war zu Ende)
„Die Nadel vom Plattenspieler hängt.“
„Du hast die Videokassette nicht zurückgespult.“
„Ich habe nur noch ein Bild auf dem Film.“
„Ich hätte die Dias gerne gerahmt.“
„Ich habe die Urlaubsbilder abgeholt, hoffentlich sind sie was geworden!“
„Drück das Knöpfchen runter!“ (Autotür)
„Brauchen Sie Benzin verbleit oder unverbleit?“
„Wissen Sie, wo die Straße XY ist?“
„Wo sind denn in diesem Zug die Raucher-Abteile?“
„Ne alte Frau ist kein D-Zug!“
„Das schlage ich mal im Brockhaus nach.“
„Die Schreibmaschine braucht ein neues Farbband.“
„Vertippt! Wo ist das Tipp-Ex?“

Zum Themenblock Technik & Unterhaltung werden in der zweiten der vier Vitrinen der Sonderausstellung technische Errungenschaften der 70er Jahre gezeigt. Leihgeber, nicht nur aus Büdingen, haben uns dafür ihre Schätze zur Verfügung gestellt. Wir sagen Danke!